Neues Mitglied des C³-Vorstandes

Seit einigen Wochen verstärkt Dr. Udo Wiens den Vorstand des C³ e.V. Erfahren Sie mehr im nachfolgenden Interview.

Herr Dr. Wiens, Sie sind seit einigen Wochen Vorstandsmitglied des C³ e.V. Wie sind Sie auf das C³ – Projekt „gestoßen“ und wie kam es zu Ihrer Mitarbeit im Vorstand?

Auf das C³-Projekt bin ich kurz nach der Bewilligung des Vorhabens aufmerksam geworden. Meinen ersten unmittelbaren Kontakt mit C³ hatte ich bei dem Workshop am 21. Juli 2014 in Leipzig, bei dem ich die Anforderungen an zukünftige Bauwerke aus Carbonbeton aus der Sicht des Regelwerksetzers erläutern konnte.
Im Frühjahr dieses Jahres hat mich dann Herr Professor Curbach als Vorsitzender des C³ e. V. angesprochen und gefragt, ob ich Interesse an der Besetzung des freigewordenen Platzes im Vorstand habe. Lange nachdenken musste ich über dieses für mich außergewöhnliche und ehrenvolle Angebot nicht. Ich bin von der Idee, Carbonbeton zur flächendeckenden Marktreife weiterzuentwickeln überzeugt und gleichzeitig fasziniert.

Wie kommt ausgerechnet der Geschäftsführer des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton zum Thema Carbonbeton?

Der DAfStb beschäftigt sich seit mehr als 100 Jahren mit der Förderung der Betonbauweise und ist maßgeblich an den technischen Weiterentwicklungen der Bauweise über eigene Forschungsvorhaben oder auch Verbundforschungsprojekte, die durch die öffentliche Hand finanziert werden, beteiligt. Darüber hinaus setzt der DAfStb gemeinsam mit allen am Betonbau Beteiligten seine Forschungsergebnisse auch zeitnah in technische Regeln, so genannte Richtlinien um, die als allgemein anerkannte Regeln der Technik in vielen Fällen Eingang in die Technischen Baubestimmungen und damit in die breite Anwendung finden. Der DAfStb ist damit ein Garant dafür, dass innovative Materialneuentwicklungen auch in den baurechtlichen Rahmen passen. Zeit- und kostenintensive projektbezogene Zustimmungen im Einzelfall sind damit entbehrlich. Insofern liegt es auf der Hand, dass der DAfStb in Person des Geschäftsführers sein umfassendes Wissen und seine Expertise in das C³-Projekt einbringt.

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Foto: © Privat

Welche Kompetenzen und Erfahrungen bringen Sie persönlich ein, wovon kann das C³-Projekt profitieren?

Mit Textilbeton bin ich persönlich Ende der 1990ger-Jahre erstmals in Berührung gekommen. Als Leiter der Arbeitsgruppe „Bindemittel und Beton“ im Institut für Bauforschung der RWTH Aachen (ibac) war ich an der Antragstellung für den Aachener Sonderforschungsbereich „Textilbewehrter Beton – Grundlagen für die Entwicklung einer neuartigen Technologie (SFB 532)“ beteiligt. Ein Schwerpunkt des damaligen Untersuchungsprogrammes am ibac lag auf der Entwicklung alkaliarmer zementgebundener Bindemittel für Textilien aus AR-Gasfasern.

Seit meinem Start beim DAfStb Anfang 2001 habe ich als Geschäftsführer gemeinsam mit unseren technisch ausgerichteten Gremien an der Erstellung zahlreicher DAfStb-Richtlinien mitgewirkt. Beispielhaft seien hier die Richtlinien für „Selbstverdichtenden Beton“ und „Verstärken von Betonbauteilen mit geklebter Bewehrung“ genannt. Das letztgenannte Regelwerk entwickelte sich aus einem kleineren Verbundforschungsprojekt, das über die Forschungsinitiative ZukunftBau des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert und durch den DAfStb koordiniert wurde. Ich bin davon überzeugt, dass beide Regelwerke uns auch im C³-Vorhaben weiterhelfen werden, da es zahlreiche Berührungspunkte mit Carbonbeton gibt.
Neben dieser fachlichen Kompetenz bringe ich umfassende Erfahrung bei der Antragstellung und Koordinierung von BMBF-Verbundforschungsvorhaben mit, so zum Beispiel unter anderem bei dem Projekt „Nachhaltig Bauen mit Beton“, dass durch den DAfStb in den Jahren 2005 bis 2009 federführend begleitet wurde.

Was fasziniert Sie am C³-Projekt bzw. dem C³-Netzwerk?

Mich faszinieren besonders die innovative Projektidee und die Professionalität mit der Vorstand und Geschäftsstelle des C³ e. V. die Geschicke dieses herausragenden Verbundforschungsvorhabens lenken. Der rohstoffsparende Verbundwerkstoff Carbonbeton ist multifunktional einsetzbar und hat das Potenzial, den Neubau und die Instandsetzung von Bauwerken zu revolutionieren.
Das Netzwerk aus mehr als 130 Partnern im C³ e. V., bestehend aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Vereinen, sorgt für die nötige „Bodenhaftung“ und wird Vorstand und Geschäftsstelle im Prozess vom „Einfall“ zum „Regelfall“ fördern und fordern.

Der DAfStb ist Koordinator für das BMBF-Verbundvorhaben „Wissenstransfer im Bauwesen“ sind? Was beinhaltet das Vorhaben und könnte C³ davon profitieren?

  • Das vom BMBF geförderte Projekt „WiTraBau – Wissenstransfer im Bauwesen“ ist Bestandteil des Materialforschungsprogramms HighTechMatBau und damit der neuen HighTech-Strategie der Bundesregierung. Das übergeordnete Ziel besteht darin, die Innovationskraft zukunftsfähiger Märkte in Deutschland aktiv zu fördern. Durch die Marktzugänglichkeit neuer, innovativer Werkstoffe soll die Bauwirtschaft auch im internationalen Vergleich gestärkt werden.
    Das Projektkonsortium besteht aus
  • dem Deutschen Ausschuss für Stahlbeton e. V. (DAfStb), der die Koordination übernimmt,
  • der VDZ gGmbH (VDZ),
  • dem Deutschen Beton- und Bautechnik-Verein E. V. (DBV),
  • der Forschungsgemeinschaft Transportbeton e. V. (FTB),
  • der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V. (FGSV),
  • dem Fraunhofer Institut für Bauphysik (IBP) und
  • dem Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau (IRB)

Eine wesentliche Aufgabe von WiTraBau besteht in der adressatengerechten Aufbereitung und Verbreitung der Forschungsergebnisse aus den Förderprogrammen „NanoTecture“ (abgeschlossen) und „HighTechMatBau“ (laufend) des BMBF für die unterschiedlichen Zielgruppen der Wertschöpfungskette des Bauwesens, wie z. B. Baustoffhersteller, Bauunternehmen, Ingenieurbüros und Architekten.
Um den Marktzugang für die neuen Materialien zu beschleunigen, soll gemeinsam mit den Zuwendungsempfängern ein geeignetes Verwertungskonzept erarbeitet werden. Um geeignete Verwertungswege zuzuordnen und keine Verwertungschance unberücksichtigt zu lassen, wird ein Evaluierungskonzept erarbeitet. Exemplarisch sind folgende Verwertungsoptionen für die Projektergebnisse vorgesehen:

  • fachspezifische Veröffentlichungen, Vorträge und Fachzeitschriften, etc.,
  • Leitfäden und Lehrmaterialien für Industrie und Gewerbe (z. B. für die Aus- und Weiterbildung des Werkspersonals),
  • Sachstandberichte und Wissensdokumente als Vorstufe zur Regelwerksetzung,
  • Merkblätter mit Branchenbezug,
  • Regelwerke mit „Normencharakter“,
  • Allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen (abZ).

Strategie und Zusammensetzung des Konsortiums von WiTraBau sind auf eine möglichst breite Verteilung der Ergebnisse in die relevanten Industriezweige ausgerichtet. Durch die Beteiligung des DAfStb als Verbundkoordinator wird zudem die Überführung der Ergebnisse in Regelwerke vorbereitet. Das C³-Projekt kann insbesondere in der Anwendungsphase V3 von dem Know How aus WiTraBau profitieren. Zudem lassen sich beide Netzwerke über den parallel laufenden Projektzeitraum synergetisch miteinander vernetzen.

Vielen Dank!